Blogbeiträge

Justitia und der Teufel

Nach einem anstrengenden Tag bei Gericht gönnte sich Justitia zur Erholung einen langen Waldspaziergang. Müde zog sie mit der linken Hand ihr altes rostiges Schwert und die angestaubte Waage hinter sich her. In der Rechten hielt sie ihren Blindenstock und tastete sich damit langsam voran. Dabei ging sie im Geiste die heutigen Fälle durch. Hoffentlich hatte sie richtig entschieden, als sie dem Richter die Urteile einflüsterte… Justitia war ausserordentlich gewissenhaft und das war nicht immer leicht. Schließlich konnte sie ja nichts sehen und musste sich ganz auf ihr Gehör verlassen. Und das war auch nicht mehr das beste…

Während sie so ihren Gedanken nachhing, hörte sie plötzlich eine fröhliche Stimme: „Hallo Justitia, wie geht’s uns denn heute?“ „Oh nein, nicht der schon wieder“, fuhr es Justitia durch den Kopf. Sie hob ihre wohlgeformte römische Nase und schnupperte. Richtig, da lag ein leichter Schwefelgeruch in der Luft. Der Teufel, wer sonst. Justitia seufzte. Das ging nun schon seit Monaten so, obwohl sie die Route täglich änderte.

„Was willst du?“ knurrte sie. „Warum so gereizt“, trällerte der Teufel, „ich dachte, wir könnten ein Stück zusammen gehen?“ „Nö“, erwiderte Justitia und bemühte sich, möglichst unfreundlich zu klingen. Das alte Plappermaul war das letzte, nach dem ihr jetzt der Sinn stand. „Schön, dass du dich freust“, säuselte der Teufel und hakte sich bei Justitia unter, während er ihr den Blindenstock aus der Hand nahm. „Den brauchen wir ja jetzt nicht, ich führe dich“, schmeichelte er. Justitia war zu müde, um etwas zu erwidern. Sicher wollte er sie wieder nach spektakulären Urteilen aushorchen…

Aber der Teufel hatte anderes im Sinn. „Was für ein herrlicher Frühlingstag“, zwitscherte er, „wenn du das nur sehen könntest!“ „Hhm…“, brummte Justitia. „Nimm doch mal kurz die Augenbinde ab, sieh nur, ein Rotkehlchen! Wie entzückend!“

„Nein“, sagte sie entschieden und strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn, „die ist noch von Platon!“ Der Teufel seufzte hörbar. „Aber Justitia, Liebes, du musst allmählich den Tatsachen ins Auge blicken sozusagen! Platon ist nun schon zweieinhalb Jahrtausende tot…“ Justitia kam ins Schwärmen. „Er hat gesagt, ich darf die Augenbinde niemals abnehmen, damit ich ohne Ansehen der Person urteilen kann. Ganze Werke hat er über mich geschrieben. Wir hätten eine platonische Liebe, sagte er…“

Der Teufel blickte gelangweilt auf seine langen Krallen. „Aber Justitia, stell dir vor, wie schnell du deine Urteile fällen könntest, wenn du sehen würdest!“ „Wieso?“ knurrte Justitia misstrauisch. „Na, du könntest doch sehen, wer vor Gericht die meisten Freunde hat. Nur ein guter Mensch hat viele Freunde, das liegt auf der Hand,  oder? Hier ein freundliches Nicken des Richters zu einem Zeugen, dort ein Augenzwinkern zu einem Anwalt… So eine intelligente Frau wie du sieht das doch sofort“, schmeichelte er. „Dann lässt du einfach die Partei mit den meisten Freunden gewinnen! Das sind die guten Menschen!“ „Ach, ich weiß nicht recht…“, zweifelte Justitia. „Aber denk doch mal an die viele neue Freizeit! Kein langes Grübeln mehr über Paragraphen, kein Abwägen mehr von Aussagen, keine umständliche Beweisführung! Wer die meisten Freunde hat gewinnt! Du flüsterst dem Richter die Urteile ins Ohr und kannst den ganzen Tag im Park sitzen! Und noch eins: Gute Menschen haben nicht nur viele Freunde, sie sind auch sehr spendabel. Da wäre sicher ein neues Schwert für dich drin oder auch mal eine Einladung zu einem Bankett!“ „Aber Platon hat gesagt…“, meinte Justitia schwach. Vertraulich tätschelte der Teufel Justitia‘ s Hand. „Komm Liebes, wir probieren es einfach mal aus. Nimm die Augenbinde ab, nur für einen Moment…“

Unschlüssig glitt Justitia’s Hand zu der alten Binde über ihren Augen. Vielleicht hatte der Teufel ja Recht? Es machte ihr schon lange keine Freude mehr, stundenlang Plädoyers von Anwälten zu vergleichen, Zeugenaussagen abzuwägen und Beweismittel durchzugehen…

Kurz entschlossen riss Justitia die Augenbinde herunter. Zuerst sah sie gar nichts, dann blinzelte sie in die Frühlingssonne und blickte auf den Teufel neben sich. Er trug einen schwarzen Talar und eine Aktentasche unter dem Arm, die er mit seinen langen Krallen umklammerte. „Du siehst ja aus wie die Leute bei Gericht“, sagte Justitia erstaunt, “ ich dachte, du hättest Bocksfüsse und Hörner auf dem Kopf?“ „Ach, das war früher mal“, schmunzelte der Teufel, „wir müssen doch alle mit der Zeit gehen…“

Justitia warf ihre Augenbinde in den nächsten Gulli. Ab diesem Tag gewann vor Gericht derjenige, der die größte Lobby hatte. Justitia trägt jetzt aber manchmal eine Sonnenbrille der Marke Polo, wenn sie auf ihrer Vespa durch den Wald knattert. Alles gesponsort. Man muss eben mit der Zeit gehen…

Ich sehe was, was du nicht siehst

Jetzt gibt’s sogar einen Song über das Lügen&Betrügen in der neoliberalen Gesellschaft von der bekannten Kabarettistin Lisa Fitz. Offenbar laufen bereits Pressekampagnen gegen diesen Song. Ich kenne Frau Fitz als ehemalige Moderatorin des „Gesellschaftsabends“, einer Kabarettveranstaltung des Saarländischen Rundfunks und habe ihre direkte Art immer gemocht. Unbedingt anhören:-)

Survivaltipps für Hochsensible 

In der gegenwärtigen neoliberalen Gesellschaft zu überleben, ist für Hochsensible eine Herausforderung. Im folgenden habe ich eine Liste aus eigener Erfahrung erstellt, wie dies gelingen kann:

– Passe dich nicht an eine Gesellschaft an, die nicht die deine ist und niemals sein kann.

– Gehe kein Angestelltenverhältnis ein und vermiete dein Gehirn nicht. Suche dir eine freiberufliche oder selbständige Tätigkeit.

– Schau kein Fernsehen, besser DvDs oder YouTube. So kannst du dir deine Inhalte aussuchen und wirst weniger manipuliert.

– Begrenze Technik auf ein Minimum und hänge nicht ständig an deinem Smartphone. Zum einen wegen der Strahlung, zum anderen, weil Technik deine Intuition und eine Verbindung zur spirituellen Ebene zerstört.

– Halte es wie Jean-Paul Sartre: „Die Hölle sind die anderen.“ Umgib dich besser mit Haustieren. Haustiere lieben dich, sind loyal und legen dich nicht rein.

– Stell dich darauf ein, dass du bei anderen Aggressionen auslöst. Dies kann beim Einkaufen geschehen oder bei einem Restaurantbesuch. Meide dann unbedingt eine Konfrontation, dreh dich um und geh. Es handelt sich um Urinstinkte, die auch vom Anwender kaum zu kontrollieren sind. Er spürt instinktiv, dass du anders bist. Das Gehirn des heutigen Homo sapiens ist noch immer das des Cro-Magnon, des prähistorischen Urmenschen. Das andere, das fremde wirkt bedrohlich. Dies ist bestenfalls kulturell überdeckt, aber als Urinstinkt noch immer vorhanden. Wenn jeder Versuch, dich einzuordnen, im Gehirn des Gegenübers fehl schlägt, wird der andere aggressiv. In der Regel handelt es sich um Unbekannte, die du nie zuvor gesehen hast. Lass dich auf keinen Fall provozieren, auch wenn du verbal überlegen bist.

– Meide die Schulmedizin. Wenn du eine Chemieunverträglichkeit wie viele Hochsensible hast, können die Dosierungen auf dem Beipackzettel dich bereits vergiften. Auch wenn du dies nicht hast, schädigen die Nebenwirkungen der Medikamente dich mehr, als die Präparate dir nützen. Wenn du krank bist, geh zum Homöopathen oder zu einem Geistheiler.

– Schütze dein Vermögen, sonst nimmt man es dir weg.

– Meide den Kontakt zu Chilisken, auch in der eigenen Familie. Brich notfalls den Kontakt ab. Gesellschaft ist Gesellschaft mit Gleichen. Allein ist besser als umgeben von Leuten, die dir schaden wollen. Du hast ja deine Haustiere, die dir Kraft geben.

– Geh viel in die Natur. Lebe mit den Jahreszeiten. Achte auf die Vorboten von Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Halte dich oft am Wasser auf.

– Suche das Schöne. Umgib dich mit Kunst, Farben, Musik. Kauf dir eine Duftlampe und experimentiere mit Gerüchen.

– Und vor allem: Gib nie, nie, nie auf! Du bist stärker als die anderen, du weißt es nur noch nicht. Entfalte deine Fähigkeiten und lass dir nicht einreden, diese seien nichts wert, nur weil andere sie nicht haben. Auch die jetzige Gesellschaftsform wird es nicht immer geben. Sie ist nur ein Wimpernschlag im Auge der Geschichte. Wir aber sind ewig. Uns hat es immer schon gegeben und wird es immer geben. Die Chilisken werden mitsamt ihrer Gesellschaftsform untergehen. Wir nicht.

Wer mit dem Teufel tanzen will, muss gute Schuhe haben

Das neueste Kabinettstückchen der Chiliskenmafia im Fall Natalie Rehm wird vielleicht auch die letzten Zweifler überzeugen. Heute erreichte mich ein verzweifelter Anruf des bedauernswerten Chiliskenopfers. Daraus ergab sich folgendes:

Frau Rehms Gegner wollten vor gut einem Jahr dann doch die Schrottimmobilie zurückkaufen, freilich ohne Frau Rehm ihre Hotelkosten und anderen Verluste zu ersetzen. Dabei ging es offensichtlich um die Gerichtskosten und Anwaltskosten der Gegner, die Frau Rehm ja auch komplett bezahlen sollte. Diese sind allesamt als Hypotheken auf das baufällige Haus eingetragen. Die ehemaligen Besitzer des Bauernhauses beauftragten also ein Notariat mit dem Kaufvertragsentwurf. Bei diesem blieb es dann aber auch. Frau Rehm wartete nach eigenen Angaben über ein Jahr auf einen Termin zur Beurkundung dieses Vertrags. Allein dies wäre schon einen Eintrag im Guiness Buch der Rekorde wert, etwa als längste Vertragswartezeit Europas. In dieser Wartezeit verfiel Frau Rehms Schrottimmobilie leise weiter vor sich hin und das Chiliskenopfer erhielt natürlich weiterhin sämtliche Rechnungen der anfallenden Kosten wie Grundsteuer, Versicherungen, Müllgebühren, da sie ja bis zum Unterzeichnen Eigentümerin blieb. Einmal versuchte sie sogar selbst, einen Termin mit diesem Notariat zu vereinbaren, zu dem der Rückkäufer-Käufer aber nicht erschien.

Nach über einem Jahr Warterei wurde ihr dann mitgeteilt, dass der Verkauf aus persönlichen Gründen des Käufers nun doch nicht stattfände.

Frau Rehm wurde damit aus der Warteschleife entlassen. Sie fand einen neuen Käufer und beauftragte ein anderes Notariat mit dem Vertrag. Diesmal schien alles zu klappen: Dieser Käufer erschien zum vereinbarten Notartermin und alles schien endlich seinen Weg zu gehen. Aber sie hatte nicht mit den Tricks der Chilisken gerechnet. Als ehrliche Haut hatte Frau Rehm bereits ein Jahr zuvor von ihrem letzten Geld eine der Hypotheken auf der Schrottimmobilie bezahlt. Genau dies sollte ihr jetzt zum Verhängnis werden. Wie ich auf mehreres Nachfragen erfuhr, lag die Zustimmung zur Löschung dieser Eintragung eben bei dem anderen Notariat. Und dieses rückt sie nun nicht raus. Frau Rehm soll warten, bis die Auftraggeber, also ihre ehemaligen Prozessgegner, dort ihre offene Rechnung für die Notarkosten bezahlt haben. Also ungefähr so, als müsse man im Supermarkt darauf warten, bis an der Kasse der Kunde, der hinter einem selbst steht, seine Waren bezahlt hat, bevor man selbst seinen Kassenbon erhält! Da Frau Rehm weder der Auftraggeber dieses Notariats war, noch selbst dort irgendwelche offene Rechnungen hat, kann sie auf diesen Verlauf selbst keinerlei Einfluß nehmen. Zur Sicherheit habe ich meinen eigenen Anwalt (ja, ich habe noch einen, und ich hoffe, er ist kein Chilisk!) zu dieser Sache befragt. Es gibt kein Rückbehaltungsrecht dieses Notariats für Frau Rehms Löschungsbewilligung. Das Notariat handelt ohne Rechtsgrundlage!

 

Chiliskenmafia: „Frau Rehm, wie ist denn nun aktuell der Stand der Dinge?“

 

Frau Rehm: „Tja, ohne die Bewilligung zur Löschung der bezahlten Hypothek verzögert sich der Verkauf. Das muss zuerst vorliegen, vorher kann der Käufer nicht den Kaufpreis überweisen. Es soll nun eine neue Ausfertigung vom damaligen Gläubiger beantragt werden, die ich dann wieder bezahlen soll.“

Chiliskenmafia: „Wie erklären Sie sich das Verhalten des Notariats, jetzt, wo Sie wissen, dass es keine Rechtsgrundlage dafür gibt?“

Frau Rehm: „Die werden wütend darüber sein, dass ihre Auftraggeber dort ihre offene Rechnung noch nicht bezahlt haben…“

Chiliskenmafia: „Aber Sie sind doch die Geschädigte? Zuerst lässt man Sie über ein Jahr warten, und jetzt erhalten Sie Unterlagen nicht, die Sie bereits bezahlt haben und für den neuen Verkauf brauchen. Was sagt Ihr Anwalt dazu? Oder haben Sie keinen?“

Frau Rehm: „Doch, sicher, wegen dem Prozess ja. Er hat auch gesagt, dass es für das Verhalten dieses Notariats keine Rechtsgrundlage gibt. Ansonsten macht er aber da nicht viel, ich habe ja kein Geld mehr. Er wird vom Staat bezahlt.“

Chiliskenmafia: „Welche Konsequenzen hat das für Sie?“

Frau Rehm: „Ich werde wohl vor Weihnachten mein Geld nicht mehr bekommen.“

Chiliskenmafia: „Ich danke Ihnen für das Gespräch.“

 

Für Frau Rehm sieht es also schlecht aus. Obwohl sie hier zum Opfer von Chilisken geworden ist und möglicherweise die Weihnachtstage bei einer Bedürftigenverköstigung verbringen muss, war sie aber nicht das Zielobjekt des Chiliskennotars. Wie ich in früheren Blogbeiträgen ja ausführlich dargelegt habe, ist das gesamte Denken eines Chilisken auf Gewinn und Vorteil ausgerichtet. Welchen Gewinn aber bringt es dem Notar, der so handelt, dass Frau Rehm nun ihr Geld erst einmal nicht bekommt? Wenn man sich einmal in das Gehirn eines Chilisken hineinversetzt (hochsensible Indigos sollten dies allerdings nicht zu oft tun, denn es zerstört augenblicklich alles Schöne in der Umgebung und kann Tage brauchen, bis die eigene Wahrnehmung wiederhergestellt ist), so muss er irgendwo in dieser Geschichte Geld wittern. Frau Rehm hat ja keins mehr, daher kann es um sie nicht gehen. Richtig, es geht um die unbezahlte Notariatsrechnung der ehemaligen Hausbesitzer, gegen die Frau Rehm geklagt hatte. Diese sind der Hauptnutznießer eines Verkaufs, da ihre Anwalts- und Prozesskosten ja als Hypotheken auf der Schrottimmobilie eingetragen sind. Bei einem Verkauf bekommen sie automatisch ihr Geld. Ein Verkauf ist aber ohne Frau Rehms Unterlagen, die man zurückhält, nun mal nicht möglich. Teilt man nun dem Rechnungsadressaten mit, dass die Herausgabe der Löschungsbewilligung erst dann erfolgt, wenn er seine offene Notarrechnung beglichen hat, kann der Chiliskennotar davon ausgehen, dass dieser schnell zahlt, zumal die Höhe der eingetragenen Hypotheken bei weitem die Kosten dieser Notarrechnung übersteigen. Voila! Dass Frau Rehm dabei immer weiter geschädigt wird, ist dem Chiliskennotar natürlich wurscht (zur Erinnerung: keine Empathie, kein Mitgefühl, keine Humanität!)  und eine kleine Rechtsbeugung ist eben nötig, damit er sein Ziel erreicht. Frau Rehm wird sich ja wohl kaum zur Wehr setzen, die hat schließlich weder Geld noch Lobby, das weiß er ja. Und wäre er in den 80er Jahren mit seinem Verhalten vielleicht noch auf Hindernisse gestoßen, so hat er ja jetzt in der Neoliberalen Gesellschaft genau das richtige Umfeld. Wie sagte Jens Gnisa, selbst Vorsitzender des Deutschen Richterbundes (!) in seinem Werk „Ende der Gerechtigkeit“ doch so treffend: „Justiz und Recht sind gefährdet, aber die wirklichen Fehlentwicklungen wurden bisher nicht thematisiert.“ Na, dann willkommen im „Rechtsstaat“ Deutschland, der keiner mehr ist!

Der Fall Natalie Rehm oder von einer, die auszog, das Fürchten zu lernen

Als ich Frau Rehm (Name von der Redaktion geändert) für dieses Interview zuhause besuchte, öffnete mir eine schlanke Frau Anfang 50, der von dem harten, unmenschlichen Leben, das sie hinter sich hatte, wenig anzumerken war. Sie ging in die Küche der etwa 40m² großen Dachwohnung, um mir einen Kaffee zu machen und bot mir einen Platz auf einem Plastikgartenstuhl an. „Den habe ich im Keller gefunden“, sagte sie entschuldigend, „er ist aber stabil!“ Ich nahm Platz im Wohnzimmer, umgeben von Möbelstücken in Sperrmüllqualität, umwedelt von zwei Hunden, die sich sichtlich über meinen Besuch freuten. „Meine Hunde haben mir die Kraft gegeben, das alles durchzustehen“, sagte Frau Rehm und stellte die Kaffeetasse neben mich, „ohne sie hätte ich das alles nicht überstanden.“ Ich zückte das Diktiergerät und Frau Rehm begann zu erzählen…

„Als ich im November 2013 den Makler Herrn Sernet (Name von der Redaktion geändert) in mein Haus eintreten ließ, war mein Schicksal besiegelt. Zu dieser Zeit war ich noch Besitzerin eines Bungalows mit einem Wert in sechsstelliger Höhe. Es handelte sich dabei um mein Elternhaus, das ich nach dem Tod meiner Mutter geerbt hatte. Um Heizkosten zu sparen, wollte ich dieses Anwesen schweren Herzens verkaufen und ein kleineres Haus erwerben, zumal ich es allein mit meinen zwei Hunden bewohnte. Die Heizkosten für 150 m² Wohnfläche bei einem frei stehenden Gebäude mitten im Grünen überstiegen mein Einkommen bei weitem. Herr Sernet fand schon nach drei Wochen einen Käufer, da Immobilien in dieser Gegend sehr begehrt waren. Er drängte auf einen Termin für den Kaufvertrag beim Notar. Ich wollte aber zuerst ein anderes Haus finden, um sicher zu stellen, dass wir nicht auf der Straße landen. Ich stand also unter enormem Zeitdruck und hatte keinerlei Kenntnisse von Häusern, da ich ja noch nie eines gekauft hatte. Als Studentin hatte ich in Mietwohnungen gelebt. Ich orientierte mich zunächst an Immobilienangeboten meiner Bank und fuhr in das beschauliche Dörfchen Hintermondenheim (Name von der Redaktion geändert), um mir ein dort angebotenes Haus anzusehen. Wegen meiner Hunde zog ich nur Häuser im Grünen mit Garten in Betracht. Das angebotene Haus war dem Verfall nahe, das erkannte sogar ich als Laie. Ich war bereits mit meinen Hunden auf dem Rückweg zum Auto, als ein Dorfbewohner auf mich zukam und sagte, nebenan sei auch ein Haus zu verkaufen, von privat. Er gab mir die Nummer des Besitzers und ich vereinbarte einen Besichtigungstermin. Es handelte sich um ein altes Bauernhaus mit großem Garten. Mit einem Kaufpreis in fünfstelliger Höhe war es erstaunlich günstig. Der Hausverkäufer erzählte mir eine rührende Geschichte von seiner Mutter, die ins Altenheim gekommen sei, das er nun ohne den Verkauf ihres Hauses nicht mehr bezahlen könne. Dennoch war ich misstrauisch. Ich wollte einen Gutachter einschalten, der feststellen sollte, ob das Haus gravierende Schäden hatte. Dies erzählte ich dem Makler, der bereits einen Käufer für meinen Bungalow hatte. Sofort bot er sich an, selbst das Haus in Hintermondenheim zu begutachten, er sei ja nicht nur Makler, sondern habe auch selbst Häuser bauen lassen, sehe also selbst auch, ob ein Gebäude stabil sei. Zu diesem Zeitpunkt sah ich keinen Anlass, dem Makler zu misstrauen, schließlich war er mir von den Nachbarn rund um meinen Bungalow wärmstens empfohlen worden. Für diese regelte er Vermietungen und Grundstücksverkäufe. Also nahm ich sein Angebot an. Wir trafen uns an dem alten Bauernhaus mit dem Hausverkäufer, besichtigten alles und der Makler sagte, das Haus sei stabil. Er riet mir zum Kauf.“

Chiliskenmafia: „Frau Rehm, hatten Sie zu diesem Zeitpunkt schon den Verkauf Ihres Hauses unterzeichnet?“

Frau Rehm: „Nein, natürlich nicht. Ich wollte nicht zum Notar, bevor ich etwas anderes für mich und die Hunde gefunden hatte. Ich habe sogar den Termin für die Beurkundung meines Hausverkaufs extra um eine Woche verschieben lassen, weil  der Besitzer des Bauernhauses in Urlaub fuhr und solange kein Kauf möglich war.“

Chiliskenmafia: „Sie haben dann also dieses alte Haus gekauft?“

Frau Rehm:“Ja, es hatte nur 80m² Wohnfläche, dafür aber einen großen Garten für die Hunde, und der angrenzende Nachbar, der mich darauf aufmerksam gemacht hatte, hatte einen Hausmeisterservice. Er meinte, für euro 10.000,- könne er das alte Haus so renovieren, dass ich einziehen könne.“

Chiliskenmafia: „Und Sie haben dann ihr Elternhaus verkauft?“

Frau Rehm: „Ja, das war vielleicht was! Der Makler kam fast täglich bei mir vorbei und drängte mich dazu, den Notartermin zum Verkauf wahr zu nehmen, den er schon mit einem Notar vereinbart hatte. Ich wollte aber erst unterschreiben, wenn der Besitzer des Bauernhauses aus dem Urlaub zurück war und ich dieses gekauft hatte. Zum Schluß bin ich für einige Tage in ein Hotel gegangen.“

Chiliskenmafia: „Sie sind in ein Hotel gegangen, weil der Makler Sie durch tägliche Besuche unter Druck gesetzt hat?“

Frau Rehm: „Ja, wissen Sie, er hatte ja auch einen Schlüssel, weil ich bei den Besichtigungen in meinem Haus nie dabei sein durfte… Und wenn er mich nicht erreichen konnte, hat er bei meinen Nachbarn angerufen, dann kamen die gelaufen.“

Chiliskenmafia: „Darf ich fragen, wie hoch die Provision des Maklers war?“

Frau Rehm: „Also, er bekam ja die Hälfte seiner Provision vom Käufer meines Elternhauses und die andere Hälfte von mir. Sie lag im fünfstelligen Bereich.“

Chiliskenmafia: „Was ist dann passiert?“

Frau Rehm: „Ja, ich bin dann zuerst zu dem einen Notar, um das Bauernhaus zu kaufen, da kam der Makler auch mit, er kannte den Notar gut. Zwei Tage später dann zu einem anderen Notar, um den Verkauf meines Elternhauses zu unterzeichnen. Zuvor bin ich noch mit dem Entwurf des Kaufvertrages zu meinem Anwalt gefahren, um den Entwurf prüfen zu lassen. Er hat dem Notar für den Verkauf meines Elternhauses noch Änderungen in dessen Notariat gefaxt.“

Chiliskenmafia: „Und dort war der Makler dann auch dabei?“

Frau Rehm: „Ja, aber nicht der Käufer. Ich erfuhr dort im Notariat erst, dass der Kaufvertrag für mein Elternhaus bereits geschlossen war. Es handelte sich nur noch um einen Termin für die Nachunterzeichnung.“

Chiliskenmafia: „Aber es kann doch nicht der Makler allein mit einem Käufer Ihr Haus verkaufen???“

Frau Rehm: „Ja, das habe ich auch gesagt. Außerdem kam ja das Fax mit den Änderungen für den Kaufvertrag. Es ging vor allem um den Termin, an dem mein Haus besenrein geräumt sein sollte. Dieser war nur drei Wochen später, genau an Weihnachten. Der Notar war selbst nicht da, er war erkrankt und ließ sich von einem örtlichen Richter vertreten.“

Chiliskenmafia: „Haben Sie dann den Verkauf unterzeichnet?“

Frau Rehm: „Dieser Richter war verärgert über die Verzögerung. Er sagte, ich hätte wohl noch nie mit dem Makler Herrn Sernet Geschäfte gemacht. Die beiden kannten sich ebenfalls. Und das Gebäude, in dem das alles stattfand, hatte der Makler dem Notar verkauft. Das hatte er mir zuvor ganz stolz erzählt. Eine schöne alte Villa. Ich brachte dann immerhin den Bürovorsteher, der auch dabei war, dazu, mir den Kaufvertrag vorzulesen. Ich war nicht mehr sicher, ob das überhaupt derselbe Vertrag war, dessen Entwurf mir vorlag.“

Chiliskenmafia: „Fühlten Sie sich von all den Anwesenden unter Druck gesetzt?“

Frau Rehm: „Natürlich, ja. Aber ich war sowieso unter Druck, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich ja das alte Bauernhaus bereits gekauft… Das musste ich ja bezahlen…“

Chiliskenmafia: „Sind Sie nie auf die Idee gekommen, der Makler könnte Ihnen zu dem Kauf des alten Bauernhauses geraten haben, damit Sie dann den Verkauf Ihres Elternhauses unterzeichnen und er seine Provision schnell bekommt?“

Frau Rehm: „Zu diesem Zeitpunkt nicht, nein. Erst als mir dann Handwerker gesagt haben, das Bauernhaus sei ein GrFotos Marion 127cropped-cropped-photo_1512518975994undsanierungsobjekt, es sei mit 70 000 Euro Sanierungskosten zu rechnen, und ich müsse mindestens 6 Monate in einem Hotel verbringen, bevor ich da einziehen könne… Ich habe ja dann auf Rückabwicklung geklagt…“

Chiliskenmafia: „Und gewonnen?“

Frau Rehm: „Nein, leider nicht. Der Makler hat auch diesen Richter gut gekannt…“

Chiliskenmafia: „Wie lange haben Sie insgesamt in einem Hotel gelebt?“

Frau Rehm: „Im ganzen dann 1,5 Jahre… So lange hat meine Klage und der Gerichtsprozess gedauert. Ich konnte mit den beiden Hunden keine Mietwohnung finden. Zum Schluss waren wir in einer Notwohnung, da ich die Hotelkosten nicht mehr zahlen konnte.“

Chiliskenmafia: „Frau Rehm, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.“

Anmerkung der Redaktion: Sämtliche Namen und Orte in diesem Artikel wurden geändert, um die Anonymität der Informantin zu wahren. Die Gerichtsakten liegen im Original vor.

Chilisken, Reptiloide, Freimaurer, Rothschilds & Co

Auch wenn ich damit viele meiner geschätzten Leser enttäuschen muss: Nein, Chilisken sind keine Reptiloiden. Ihr Verhältnis zum Reptiloid entspricht in etwa dem des homo sapiens zum homo neanderthalensis oder zum homo heidelbergensis: Sie sind Vertreter der gleichen Gattung ( Gattung humanoide Reptilien), aber gehören zu unterschiedlichen Arten. Selbstverständlich aber würde ein Chilisk mit einem Reptiloid Geschäfte machen. Aber das tut er ja mit jedem, vorausgesetzt, es lohnt sich.

Auch was die viel geschmähten Freimaurer betrifft, muss ich sagen, dass Chilisken keine Freimaurer sind. Dies hat den einfachen Grund, dass ein Chilisk keinerlei Interesse an spirituellen Inhalten hat. Er ist Nihilist und glaubt an gar nichts. Erleuchtung ist ihm wurscht, Hauptsache, die Kasse stimmt. Rituale sind ihm ein Graus. Wenn er sich irgendwo engagiert, dann dort, wo es ihn geschäftlich weiter bringt und er sich eine Lobby schaffen kann. Da reicht der örtliche Reitverein oder Golfclub aus.

Ebenso verhält es sich mit den Illuminati. Viel zu zeitaufwendig für den typischen Chilisken. Dann lieber den Nachbarn zum Essen einladen und ihm dabei sein Häuschen abluchsen, ja, sowas macht dem Chilisken Spaß!

Er ist auch kein Angehöriger der ebenfalls viel geschmähten Familie Rothschild, obwohl er das sicher gerne wäre. Aber was nicht ist, kann ja in diesem Fall noch werden, etwa durch Einheiraten. Dann müßte der Vater der anvisierten Braut aber Mitglied im gleichen Reitverein oder Golfclub sein, denn für aufwendige Partnersuche fehlt dem Chilisken die Zeit. Er ist der geborene Workaholic.

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